Draisinen-Abenteuer in Flekkefjord
Es war im Sommer 2018 in Südnorwegen bekanntlich auch richtig schön warm und trocken. Genau zu diesem Zeitpunkt weilten wir im Juli in der Gegend von dem schönen Städtchen Flekkefjord.
Bei der Planung stießen wir nach einer Internetrecherche auf die Flekkefjordbanen als ein lohnendes Ziel. Bis zum 31.12.1990 fuhren von Sira aus Züge runter nach Flekkefjord. Nach Einstellung des Zugverkehres blieben die Schienen liegen und die Strecke wurde für Draisinen fit gemacht. Also was für uns!
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Wir möchten Euch gern auf diese Tour mitnehmen und wünschen viel Spaß beim Lesen. Weitere gute Informationen findet ihr bei Wikipedia oder auf der norwegischen Homepage.
Dann auf und los geht’s!
Am Vortag reservieren wir uns an der Tourist Info in Farsund per Internet eine Fahrraddraisine zur 12.00 Uhr Abfahrt.
Als wir dann am nächsten Tag eine Viertelstunde vor 12.00 Uhr am alten Bahnhof in Flekkefjord ankommen, sehen wir schon die ersten Draisinen starten. Also fix Ausrüstung, Warnweste und Stirnlampe holen und dann den norwegischen Instruktionen folgen. Alles klar? Naja, so halbwegs und ab zum Gleis. Das Gepäck wird mit einem Spanngurt fixiert und wir bemerken, bis auf die Lenkergriffe ist alles aus Stahl. Mein Opa hatte auch so ein altes Velo ganz ohne Schnickschnack wie Licht, Schaltung und andere Teile.
Und ohne lange Vorrede wird aufgesessen und mit kräftigen Tritten in die Pedale rumpeln wir los. Es geht dann über alte Weichen, das Gefährt macht verdächtige Hüpfer. Aber Gedanken machen geht nicht, sofort Stirnlampe an, es geht gleich in den ersten Tunnel. Vorbei an weiteren Häusern, über kleine Brücken, gehen die Schienen aus Flekkefjord raus in Richtung Norden. Dann steigt die Strecke merklich an und wir rumpeln weiter vorwärts. An eine Unterhaltung ist aufgrund des Kraches, den die Stahlräder auf den Schienen erzeugen, eigentlich nicht zu denken. Oder man schreit eben.
Das Ziel ist in Sicht
Stattdessen genießen wir mit Pat und Mat, welche im kleinen Körbchen am Lenker Platz gefunden haben, die Fahrt und die immer neuen Ausblicke in die Gegend. Weitere Tunnel durchfahren wir, passieren alte Haltepunkte und machen am höchsten Punkt, dem Bahnhof Flikkeid, dann eine Pause und stärken uns. Eine Stunde hat die Fahrt bis hierher gedauert. 19 Prozent Steigung sollen wir bis hier überwunden haben.
Unser Gefährt steht in dieser Zeit neben der Schiene und wird nach der Pause wieder zurückgehoben. Welch eine Plackerei! Schwer, laut, alles aus Metall bei der Fahrraddraisine, eindeutig ein „Eisenschwein“.
Aber nun geht es umso entspannter wieder bergab entlang dem Lundevatnet. Der längste Tunnel von insgesamt 17 Stück mit einer Länge von 1174 sehr langen Metern für solch ein Gefährt wird durchfahren. Die Europastraße 39 wird unterquert und durch Wiesen und Felder geht es Richtung Bakkekleivi Haltepunkt, welcher unvermittelt hinter einem Tunnel auftaucht. Ca. 15 – 20 Fahrraddraisinen sind gestartet und stehen im Schotterbett. Wir drehen unser Gefährt gleich mal um und stehen damit recht weit am Ende. Die Leute, überwiegend alles Norweger, machen auch Pause, essen und trinken etwas.
Auf der Rückfahrt immer bergab
Gegen 14.00 Uhr werden dann die ersten Draisinen auf die Gleise gehoben und die Rückfahrt startet damit. Es geht nun gegen die Sonne mit leichten Stauerscheinungen, da werden während der Fahrt halsbrecherisch die Fahrer hin- und hergewechselt! Im langen Ravnejuvet-Tunnel ist plötzlich Stillstand, Havarie vor uns bei einer Draisine. Es ist schon unheimlich dunkel in solch einem Tunnel, nur von Stirnlampen erhellt und gegenüber draußen auch recht kalt und feucht. Es geht dann weiter, hinter dem Tunnel passieren wir den Havaristen, der Antrieb hat schlappgemacht. Am Scheitelpunkt in Flikkeid wartet dann schon eine Ersatzdraisine, die wird gemeinsam auf die Gleise gehoben und dann kann den havarierten Fahrern geholfen werden.
Nach unserer Pause, Pat und Mat werden hier zu Fotostars für einige Norweger, geht es rasant bergab und die Bremse hat gut zu tun. Lustig sind die Hinweisschilder, nicht zu schnell zu rollen, wie schätzt man die Geschwindigkeit ohne irgendwelche Hilfsmittel richtig ein? Recht entspannt geht es dann durch den letzten Tunnel, die Flekkefjordbanen bedankt sich für die gemeinsame Reise, bittet um Weiterempfehlung. Wir rumpeln nach insgesamt 33 Kilometer laut Smartphone in die Endstation Flekkefjord ein. Eine Portion Softeis für die wackeren Pedalritter ist der Lohn der Anstrengung.
Dem Wunsch zur Weiterempfehlung können wir uneingeschränkt entsprechen. Das Wetter spielte natürlich super mit, da war Spaß vorprogrammiert. Und trotz Beine hochlegen und relaxen am Abend an der Hütte ist diese Tour in den nächsten Tagen immer noch zu spüren – in jedem Fall aber auch so unvergessen.
Du findest die Flekkefjordbanen mit den folgenden Koordinaten: 58.294906, 6.667411
Literaturtipp*
Reise Know-How Reiseführer Südnorwegen
Norwegen ist das Land der atemberaubenden Fjorde, der gewaltigen Berge und der einzigartigen Stabkirchen. Naturschönheiten treffen auf kulturellen Reichtum, weitläufige Waldgebiete auf quirlige Städte und rauhe Küstenlandschaften auf schroffe Hochebenen.
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