Das Wetter sieht heute gut aus und scheint mit jedem Tag besser zu werden. Wer hätte das geglaubt, wir fühlen uns besser als gedacht. Nun gut, wir haben ein bisschen nachgeholfen und hatten richtig dick Sportgel aufgetragen, bevor wir schlafen gegangen sind. Jetzt gehen wir entspannt zum Frühstück und stärken uns für den Tag. Unserer heutige Etappe zur DNT Hütte Spiterstulen beträgt 16 Kilometer.
Teil 2: Leirvassbu zur Olavsbu
Teil 3: Olavsbu zur Gjendebu
Teil 4: Gjendebu zur Memurubu
Teil 5: Memurubu zur Glitterheim
Teil 6: Glitterheim zur Spitersstulen
Teil 7: Spieterstulen zurück zur Leirvassbu
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Spannende Begegnung beim Frühstück
Bei uns am Tisch sitzt ein Norweger, mit dem wir ins Gespräch kommen. Nach den üblichen Fragen und Themen: Woher kommt Ihr ? Was ist eure Tour ? Kennt Ihr den Wetterbericht ? ernten wir jeweils ein “Jeg er imponert” (zu deutsch: “Ich bin beeindruckt”) für unsere norwegischen Sprachkenntnisse und unsere Tourplanung. Was uns natürlich unglaublich Stolz macht !! Dann erfahren wir, dass heute sein großer Tag ist, auf den er sich jahrelang vorbereitet hat. Nach langer und schwerer Krankheit hat er lange trainiert, um heute endlich den Glittertind zu besteigen. Jetzt ist es an uns, schwer beeindruckt zu sein….
Etwas später gesellt sich noch eine ältere Dame an unseren Tisch. Sie ist bereits über 60 Jahre alt, quasi in der Natur groß geworden und jetzt Turleder (Guide) beim DNT. Das wir “als Deutsche” ebenfalls Mitglied in “ihrem” DNT sind und “ihr” Norwegen bereisen, freut sie sehr. Die ältere Dame warnt uns schließlich noch nach einem netten Plausch (auf norwegisch “pratt”), vor dem Wetter: Heute Nachmittag, gegen 16.00 Uhr, wird es nach ihrer Einschätzung Unwetter geben. Der Wetterbericht zeigt nichts davon an, aber wir werden uns noch an die Worte der alten Frau erinnern….. Mit einem “God tur” verabschieden wir uns herzlich und brechen auf…
Die vorletzte Etappe beginnt…
Der Weg beginnt mit schönen Passagen im Veodalen. Teilweise gibt es Brücken, manchmal Bohlen, um die Flussläufe und das teilweise sumpfige Terrain zu durchqueren. Ansonsten springen oder mühen wir uns von Stein zu Stein, damit die Stiefel nicht gleich zu Beginn der Tour unnötig nass werden. In den ersten Stunden gibt es auf diese Weise nur einen Höhenunterschied von ca. 100 Metern, bevor der Weg am Talende deutlich steiler wird und über unzählige Steine und Geröll zum See Vesgluptønnen führt. Auch um den See herum bleibt nur das Klettern über große Steinblöcke bis wir eine Hochebene erreichen.
Am Ende des Veodalen
Eingerahmt von beeindruckenden Zweitausendern liegt ein türkisfarbener Gletschersee vor uns – und ansonsten nur Steine, Steine, Steine und Geröll. Es bleibt uns nur, mit den schweren Rucksäcken, von einem Stein zum anderen zu springen oder zu balancieren. Mit einer Wanderung hat das nichts mehr zu tun…. Ein Ende ist nicht abzusehen, das ständige Balancieren auf den oft noch dazu feuchten Steinen kostet Kraft und Ausdauer, wir haben zu tun vorwärts zu kommen und die Stimmung sinkt.
Kurz nach 16.00 Uhr passiert das, was wir nicht für möglich gehalten haben und was die alte Frau prophezeit hatte: Innerhalb kürzester Zeit zieht ein Sturm mit Orkanböen und Starkregen auf, so das wir gar keine Chance und Zeit mehr haben, unsere schützende Regenkleidung anzulegen. Innerhalb von Minuten sind wir pitschnass, durchgefroren und emotional am Ende. Jetzt nur noch hinlegen und warten bis irgendwann ein Hubschrauber kommt, um uns zu holen….
Die Motivation sinkt auf den Tiefpunkt
Wir kämpfen uns weiter, rutschen die letzten 500 Meter mehr bergab als das wir noch gehen und erreichen irgendwann total desillusioniert und übel gelaunt die Hütte Spiterstulen. Nun hoffen wir nur noch auf ein warmes Quartier und ein Dach über den Kopf – mehr braucht es heute nicht mehr.
Mit der Sorge, keinen Schlafplatz mehr zu bekommen – da die Spiterstulen aus Prinzip keine Vorbestellungen entgegen nimmt – stehen wir schließlich total durchnässt und ausgelaugt bei einem älteren Herrn, der uns noch ein Zimmer in einer der Holzbaracken am Fluss anbieten kann. Alles egal – wir sind froh und glücklich, aus den nassen Sachen herauszukommen und uns einmal lang machen zu können. Wir nutzen mit den zeltenden Gästen der Umgebung gemeinsam die sanitären Einrichtungen.
Geschafft für heute
Da wir sehr spät angekommen sind, bleibt für uns dann auch nur noch kaltes Wasser zum Duschen – dennoch fühlen wir uns danach schon besser… In einer Stunde soll es dann im Haupthaus etwas zu essen geben – aber wir kommen kaum noch hoch. So quälen wir uns in den Gastraum der Spiterstulen zum Essen, gönnen uns jeder ein Glas Rotwein zum wirklich guten Essen, und schwören uns, diesen Abschnitt nie wieder zu gehen.
Nachtruhe !!
Nun sind wir auf unsere letzte Tour gespannt. Wir hoffen auf eine leichte Wanderung. Drückt uns die Daumen….
Landkarte zu dieser Etappe:
Literaturtipps für deine Wanderung im Jotunheimen
Equipment für die perfekte Wanderung
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Teil 2: Etappe von der Leirvassbu zur Olavsbu
Teil 3: Etappe von der Olavsbu zur Gjendebu
Teil 4: Etappe von der Gjendebu zur Memurubu
Teil 5: Etappe von der Memurubu zur Glitterheim
Teil 6: Etappe von Glitterheim zur Spitersstulen
Teil 7: Etappe von Spieterstulen zurück zur Leirvassbu
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