Vor uns liegt ein weiteres Highlight unserer Rundreise – die isländischen Westfjorde
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Im vorhergehenden Teil unserer Beitragsreihe über die Kastenwagen-Rundreise rund um Island haben wir die populäre Halbinsel Snæfellsnes umrundet und sind inzwischen der Straße 60 bis zum Campingplatz von Búðardalur gefolgt. Aus südlicher Richtung kommend, ist Búðardalur so etwas wie das Tor zu den Westfjorden. Eine Art letztes Basislager, bevor es in die Abgeschiedenheit der nordwestlichsten Region von Island geht. Wir verbringen auf dem Campingplatz, der übrigens von einer deutschsprachigen Auswanderin betrieben wird, eine Nacht und decken uns im Supermarkt noch einmal mit einigen Lebensmitteln ein, bevor wir bereits am nächsten Tag wieder aufbrechen.
Es ist bereits Mitte Mai und wir sind auf unserer Kastenwagen-Rundreise um Island inzwischen auf dem Weg zur Halbinsel Látrabjarg unterwegs. Látrabjarg ist die südlichste Halbinsel der isländischen Westfjorde. Auf mehr als 9000 Quadratkilometern erstreckt sich diese abgeschiedene und zumeist ursprüngliche Landschaft der Westfjorde im Nordwesten von Island. Wie die Finger einer Hand ragen die Halbinseln zwischen den Meeresarmen in den Nordatlantik, wenn man sich die Region auf der Landkarte anschaut. Gewaltige Fjorde, umrahmt von mächtigen Bergketten aus Basalt, prägen die zum großen Teil fast menschenleere Region. Eine Landschaft im Urzustand, wie es sie kaum noch in Europa gibt.
Von Búðardalur aus in Richtung Norden
Nach der Übernachtung in Búðardalur ist unser nächstes Ziel der kleine Küstenort Reykhólar, der Hauptort der Gemeinde Reykhólahreppur im Süden der Westfjorde. Um die 120 Einwohner leben hier und lassen das Dorf für die hiesigen Relationen bereits beachtlich groß erscheinen. Auf dem Weg dorthin erwartet uns aber ein weiteres Highlight unserer Kastenwagen-Tour um Island: Unser erstes Bad in einem Hotpot, einer der typischen heißen Quellen auf Island.
Deshalb biegen wir etwa 20 Kilometer nördlich von Búðardalur das erste Mal von der Straße 60 ab und folgen der kurzen Schotterstraße. Nur wenig später stehen wir auf dem Parkplatz vom Hotel Edda Laugar in Saelingsdalur und ziehen uns in unserem Kastenwagen um. Wir können es kaum erwarten und sind zugleich begeistert: Vor uns liegt in einer herrlichen Kulisse der Hotpot Guðrúnarlaug und wir sind zudem offensichtlich alleine hier. Perfekt!! Wir genießen das Bad im angenehmen warmen Wasser und können gar nicht genug davon bekommen. Das ist Wellness pur – noch dazu in dieser Umgebung.
Wenn du ebenfalls Lust auf ein Bad in einer der isländischen Thermalquellen hast, dann schaue doch gern in unseren Beitrag über die neun schönsten Hotpots unserer Island-Rundreise.
Nach dem herrlichen Bad fahren wir entspannt weiter und genießen die grandiose Landschaft, die immer weitläufiger und zugleich einzigartiger wird. Teilweise haben wir den Eindruck, auf einem anderen Planeten zu sein und als sich dramatische Wolken zusammenziehen, wird dieses Gefühl nur noch verstärkt.
Reykhólar – unser erstes Ziel in den Westfjorden
Am späten Nachmittag kommen wir in Reykhólar an und nutzen dort den kleinen kommunalen Campingplatz neben dem Schwimmbad. In dem direkt vor uns befindlichen Vogelschutzgebiet beobachten wir noch eine zeitlang die vielen verschiedenen Seevögel, bevor wir den Tag ruhig ausklingen lassen und uns etwas Leckeres im Kastenwagen kochen.
Von Reykhólar in Richtung Látrabjarg
Am nächsten Morgen sind wir bester Dinge, denn eine spannende Etappe liegt vor uns. Es geht immer weiter hinein in das Gebiet der Westfjorde und die Eindrücke des Vortages lassen uns auf weitere unvergessliche Aus- und Einsichten hoffen… Dermaßen gut gelaunt folgen wir der Straße 60 weiter in Richtung Látrabjarg, dem berühmten Kap am Südzipfel der Westfjorde. Und in der Tat ist alleine die Fahrt auf der imposanten Küstenstraße entlang der vielen Buchte, Fjorde und unterhalb der schroffen Bergformationen bereits ein einmaliges Erlebnis. Wie eine Schlangenlinie windet sich die neu ausgebaute Straße immer am Ufer des Nordatlantik entlang und macht das Fahren zum reinsten Vergnügen.
Auf diese Weise erreichen wir die Ansiedlung Flókalundur, eine Mischung aus Rasthof, Restaurant, Hotel, Campingplatz und kulturellem Zentrum der Region. Hier teilt sich letztmalig die Straße und man kann der Straße 60 auf kurzem Weg direkt durch die Westfjorde folgen oder eben noch tiefer in die Abgeschiedenheit dieser Region vordringen. Wir entscheiden uns kurzfristig, über Nacht hier zu bleiben und erst am nächsten Tag die Tour fortzusetzen. Der Campingplatz selbst ist noch geschlossen, aber nach einer kurzen Frage im Restaurant ist klar, dass wir gegenüber am Fjord stehenbleiben dürfen.
Zwischenstopp in Flókalundur
Wir nutzen den restlichen Tag, um durch eines der vielen Täler zu wandern, durch die sich das Wasser aus den Bergen seinen Weg zum Meer gebahnt hat. Im Thingmannadalur gibt es einen herrlichen Weg, der sich etwas oberhalb des Canyon entlang schlängelt und immer wieder den Blick auf faszinierende Wasserfälle freigibt. Wir genießen die Ruhe sowie die atemberaubende Natur, bevor wir uns anschließend im Hotpot Hellulaug unweit von unserem Stellplatz erholen.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, mit dem Blick über das Meer in dem Naturpool zu sitzen und den Abend zu genießen. Wir sind wieder einmal ganz alleine, als etwas später noch ein Einheimischer kommt und fragt, ob es für uns in Ordnung ist, wenn er sich mit in den Hotpot setzt. “Selbstverständlich” entgegnen wir und erfahren etwas später, dass er der Besitzer vom ganzen Anwesen und somit auch von der heißen Quelle ist…. Mit einigen guten Tipps für die Westfjorde und netten Worten verabschiedet er sich schon bald wieder und wir gehen etwas später auch schnell schlafen.
Von Flókalundur an das Kap Bjargtangar auf der Halbinsel Látrabjarg
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem letzten Blick in unsere Reiseplanung starten wir. Etwas aufgeregt machen wir uns auf den Weg, denn hier beginnen irgendwie und ganz augenscheinlich die “richtigen” Westfjorde….
Manchmal sagt ein Schild eben doch mehr als 1000 Worte: Ganz nüchtern informiert uns am Rand der Straße 612 ein markantes blaues Hinweisschild, dass auf dieser Strecke in nächster Zeit keine Tankstelle zu erwarten ist. Das geht soweit in Ordnung, denn unsere Tanks sind ebenso wie die Lebensmittelvorräte komplett aufgefüllt.
Am Kap Bjargtangar – dem Westkap von Island
Kap Bjargtangar ist der westlichste Punkt Islands und damit auch von Europa, wenn man die Azoren und Grönland außer acht lässt. Unabhängig dessen sind die mehr als 400 Meter hohen Klippen an der imposanten Steilküste ein Paradies für Millionen von Seevögeln, die wir gern beobachten möchten. Die schier endlose, unbefestigte Straße zum Kap schlängelt sich um mächtige Berge, die diese grandiose Landschaft prägen. Im Kontrast dazu stehen die immer wieder sichtbaren feinen Sandstrände und Dünen, die hier fast deplatziert wirken. Dazu bestätigt jeder Blick aus dem Fenster die allseits umschriebene Abgeschiedenheit.
Eine knappe Stunde später stehen wir ehrfürchtig am Leuchtfeuer auf dem Cliff und schauen dem fast dramatischen Spiel aus Wolken und Sonne zu. Irgendwie haben wir das Gefühl, hier, am äußersten Punkt der Halbinsel Látrabjarg, zugleich am Ende der Welt zu sein. Auf den steilen Klippen kann man einem markierten Weg folgen, der immer wieder neue Aus- sowie Einsichten in diese atemberaubende Küstenlandschaft bietet. Den passenden Sound dazu liefern unzählige Seevögel sowie die immerwährende tosende Brandung des Meeres tief unter uns.
Noch ganz überwältigt von dieser Kulisse entdecken wir auch bald die ersten Papageitaucher, die hier in ihren Höhlen in den Felswänden nisten. Daher sollte man sich auch sehr vorsichtig verhalten, denn die Kante oberhalb der Küste ist brüchig.
Am späten Nachmittag kommen immer mehr Papageitaucher zu ihren Brutplätzen zurück, die derzeit offensichtlich gerade „eingerichtet“ werden. Wir robben uns auf dem Boden liegend ein Stück näher heran, um die possierlichen Tiere auf den Felsvorsprüngen unter uns beobachten und fotografieren zu können. Es hat irgendetwas Unwirkliches, hier auf den Klippen zu liegen, während die niedlichen Papageitaucher förmlich vor uns posieren.
Minigalerie Papageitaucher am Kap Bjargtangar auf der Halbinsel Látrabjarg
Vom Kap Bjargtangar aus fahren wir zwangsläufig dieselbe und einzige Straße auf der Halbinsel Látrabjarg zurück. Die urwüchsige Landschaft links und rechts dieser Strecke wird nur ganz selten von wenigen, vereinzelten Bauernhöfen unterbrochen. Eines der größeren Anwesen ist der Hof Hnjótur, auf dem man zugleich ein kleines Café, das Museum für Lokalgeschichte und eine Übernachtungsmöglichkeit findet. Die teilweise skurrilen Exponate der Ausstellung sind durchaus einen Besuch wert und eine willkommene Abwechslung in der abgeschiedenen Region.
Der Strand „Rauðisandur“ mit dem rot-goldenen Sand
Nach diesen unvergesslichen Eindrücken wartet bereits ein weiteres, spannendes Highlight auf uns: Wir werden auf dem Campingplatz am unbeschreiblich leuchtenden Strand Rauðisandur auf der Halbinsel Látrabjarg übernachten. Der frei übersetzte Name „Roter Sand“ ist dabei Programm: Je nach Wetterlage und Stand der Sonne leuchtet der Strand aufgrund spezieller Bestandteile aus Muscheln gelb, golden oder eben rot. Die berühmt berüchtigte Schotterstraße dorthin macht ihrem Namen alle Ehre. In abenteuerlichen Serpentinen wendet sie sich steil von den Bergen an den einzigartigen Strand herunter. Leitplanken sucht man vergebens und so sind wir irgendwie froh, als wir gut am Ziel ankommen.
Tatsächlich wird man dort im Angesicht dieser Kulisse für alles entschädigt. Beinahe sprachlos laufen wir bereits etwas später, im Licht der tief stehenden Sonne, ganz allein am Meer entlang. Die Farben des Sandes, aber auch der restlichen Szenerie, lassen sich dabei kaum beschreiben, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Im letzten Tageslicht gehen wir zurück zu unserem Wohnmobil und genießen die Nacht in diesem kleinen Paradies, hier – irgendwo in einer anderen Welt.
Rauðisandur – eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch
Kurz entschlossen verlängern wir unseren Aufenthalt auf dem tollen Campingplatz, der übrigens auch einfache Hütten zur Vermietung anbietet. Bevor wir am nächsten Tag unsere geplante Tour durch die Westfjorde fortsetzen, folgen wir der Schotterstraße unterhalb der mächtigen Bergmassive noch bis zu der kleinen Kirche Saurbæjarkirkja.
Nach einem letzten Spaziergang am schier unendlich langen Strand mit dem ganz besonderen Sand machen wir uns auf den Weg. Vor uns liegt eine weitere Fahrt über die abenteuerliche Passstraße, die wohl selbst den ein oder anderen Einheimischen von einem Besuch am Rauðisandur abhält, wie uns ein Isländer berichtete.
Minigalerie “Strand Rauðisandur”
Wir fahren also auf der obskuren Straße 614 über den Pass und biegen dann nach rechts auf die 612 ab, wo wir eine kleine Pause am Schiffswrack der Garðar BA 64 machen. Das erste Stahlschiff Islands rostet hier seit Jahren vor sich hin und ist heute ein beliebtes Fotomotiv. Die Garðar BA 64, wurde 1912 in Norwegen für den Walfang gebaut, 1936 an die Färöer Inseln verkauft und von dort nach dem zweiten Weltkrieg nach Island gebracht. 1981 hat man das Schiff ausgemustert und hier im Patreksfjörður auf Sand gesetzt.
Anschließend umrunden wir den malerischen Fjord Patreksfjörðu und gönnen uns im gleichnamigen Ort an seinem Ufer einen kleinen Imbiss, bevor wir den Straßen 63 und 617 nach Tálknafjörður folgen. Wie so oft ist in Island der Weg das Ziel und man kommt, insbesondere auf den zumeist unbefestigten Straßen durch die unvergleichliche Landschaft der Westfjorde, kaum aus dem Staunen heraus.
Tálknafjörður – Idylle an den Westfjorden
Auch den kleinen Ort Tálknafjörður hat man ganz praktisch nach dem davor liegenden Fjord bezeichnet. In der lokalen Schwimmhalle kann man für den kommunalen Campingplatz einchecken, den wir zumindest Ende Mai für uns alleine haben. Ein Highlight des Ortes ist ganz sicher der Hotpot Pollurinn, der etwa 4 Kilometer vom Ortszentrum entfernt liegt. Bei einem entspannenden Bad im heißen Wasser der Thermalquelle genießen wir dort den Sonnenuntergang, während wir auf das Panorama der gegenüberliegenden Bergkette schauen.
Am nächsten Morgen möchten wir noch ein besonderes Angebot des Ortes nutzen: Der Fischer Þór Magnússon und seine Gattin Guðlaug Björnsdóttir bieten in einem unscheinbaren Kiosk am Hafen ganz frischen Fisch und einige selbstgemachte Spezialitäten an. Bezahlt wird über eine Kasse des Vertrauens. Die Beiden kümmern sich hauptsächlich darum, Nachschub für ihren kleinen Laden heranzuschaffen. Leider ist dieser ziemlich einmalige Fischverkauf nur in der Hauptsaison geöffnet und wir fahren zwar ohne frischen Fisch aber guter Dinge weiter.
Auf genialen Küstenstraßen geht es weiter am Meer entlang
Das Wetter ist für die Westfjorde ungewöhnlich schön und so wird die Rundreise durch das Gebiet zum unvergesslichen Roadtrip. Vor uns liegen etwa 80 Kilometer auf grösstenteils unbefestigten Straßen, die dafür aber ständig neue Ausblicke auf eine Naturlandschaft aus dem Bilderbuch bieten. Unser Weg führt uns auf den Straßen 63 und 60 vorbei an Bildudalur zum bekanntesten Wasserfall der Region, dem Dynjandi. Die Route dorthin führt nicht nur weiterhin durch eine grandiose Landschaft, sondern bietet auch noch einige interessante Fotomotive, wie zum Beispiel das alte Farmhaus Abandoned Barn Fossfjörður:
Darüber hinaus kann man sich auch auf dieser Strecke, fernab der Zivilisation in dem herrlichen Hotpot Reykjafjarðarlaug ein erholsames Bad gönnen. Man muss etwas aufpassen, diesen wunderbaren Pool als auch die dazugehörige heiße Quelle von der Straße aus zu erkennen – zumal man hier, in dieser Abgeschiedenheit nichts Dergleichen erwartet.
Tipp: Wir haben zunächst den angelegten Pool genutzt und genossen. Erst ein Einheimischer hat uns dann darauf aufmerksam gemacht, dass etwas oberhalb, etwa 20 Meter entfernt, die eigentliche heiße Quelle liegt, in der man noch besser relaxen kann.
Neben den Wassermassen des Wasserfalls Dynjandi
Der Dynjandi, auch Fjallfoss genannt, ist imposante 100 Meter hoch. Auf ihrer Strecke aus den Bergen in den Fjord suchen sich hier gewaltige Wassermassen über eine ganze Kaskade von Wasserfällen ihren Weg. Wir warten eine Zeitlang, bis die Sonne tiefer steht und folgen dann, im warmen Abendlicht, dem befestigten Weg, der bis zum Fuß des Dynjandi führt. Die etwa 30 – 45 Minuten sollte man sich Zeit nehmen, denn immer wieder bieten sich neue, spektakuläre Ausblicke über den Fjord und die Wasserfälle.
Über den Pass zum Campingplatz von Þingeyri
Da die Sonne jetzt, im Mai, bereits deutlich später untergeht, fahren wir an diesem Abend noch lange in diesem besonderen, goldenen Licht, bis wir den Campingplatz im Fischerdorf Þingeyri erreichen. Der Weg dorthin führt durch eine unglaubliche Szenerie mit den höchsten Bergen der Region und über die sagenhaft schöne Küstenstraße, die hinter jeder Kurve neue Eindrücke bereithält.
Der Campingplatz von Þingeyri liegt ganz traumhaft am Meer und bietet damit einen herrlichen Blick über die Küstenlandschaft der Westfjorde. In Þingeyri findet man nicht nur die älteste Maschinenfabrik Ilsands, die seit 1913 bis heute in Betrieb ist. Im Rücken der Stadt liegt auch der höchste Gipfel der Westfjorde, der vulkanische Berg Kaldbakur, der mit seiner Höhe von 998 Metern alles überragt.
Auf dem Weg nach Flateyri
Am nächsten Morgen gehen wir in der Schwimmhalle unseren Campingplatz bezahlen, da wir in der Nacht einfach zu spät dafür angekommen sind. Das ist aber in Island generell kein Problem und durchaus üblich, dass man entweder an einer Kasse des Vertrauens oder eben am folgenden Tag bezahlt. Danach fahren wir auf die gegenüberliegende Fjordseite, um uns den botanischen Garten Skrúður anzuschauen.
Anschließend geben wir ein neues Ziel in die Navigation ein: Flateyri – eine Stadt, die auf eine Sandbank im Fjord Önundarfjörður gebaut wurde. 1995 ereignete sich hier ein tragisches Unglück, als eine 150.000 Tonnen schwere Lawine viele Menschen, Tiere und Häuser unter sich begrub. Inzwischen schützen massive Mauern vor diesen Gefahren, die durch die steilen Berghänge auf der Landseite drohen.
Flateyri bietet seinen Besuchern neben dem urigen Restaurant „Vagninn“ ein Schwimmbad, ein Heimatmuseum und die inzwischen recht populäre historische Buchhandlung „The Old Bookstore“, die seit 1914 als Familienunternehmen betrieben wird. Heute erinnert die ursprüngliche und altertümliche Einrichtung mehr an ein Museum. Eine unvergleichliche Atmosphäre!
Ísafjörður – die Hauptstadt der Westfjorde
Bereits um 920 sollen sich hier, geschützt von den umliegenden Bergketten, die ersten Siedler am Fjord niedergelassen haben. Heute ist Ísafjörður, mit etwa 2700 Einwohnern, die Hauptstadt der Westfjorde und bietet eine entsprechende Infrastruktur mit richtigen Supermärkten und vielem mehr. Wir nutzen diese, um unsere Lebensmittelvorräte endlich mal wieder richtig aufzufüllen.
Dann zieht es uns aber auch schon weiter: Wir möchten nach Bolungarvik. Dort gibt es einen der sehenswerten, typisch isländischen Leuchttürme sowie einen alten Fischereihof, der heute als Ósvör Maritime Museum die alten Zeiten dokumentiert.
Nach dem Abstecher in Richtung Bolungarvik wird es langsam Zeit, sich um einen Campingplatz für die nächste Nacht zu bemühen. Deshalb steuern wir zielgerichtet den Campingplatz am Ortsrand von Ísafjörður an, um dort einzuchecken. Allerdings ist dieser, trotz der Nebensaison, bereits gut gefüllt und so entschließen wir uns kurzerhand, noch ein Stück weiter zu fahren.
Unsere nächste Station auf dieser Etappe: Súðavík
Die nächste Nacht verbringen wir daher auf dem ruhigen und fast einsamen Campingplatz in dem Fischerdorf Súðavík. Der kleine Ort liegt malerisch am Fjord Álftafjörður und beherbergt unter anderem das isländische Zentrum für Polarfüchse, die es an den Westfjorden in größeren Populationen gibt.
Am Abend laufen wir noch ein kurzes Stück in die Schlucht Sauradalur, da man von dort einen fantastischen Blick auf die majestätischen Gipfel hat, die den Ort überragen. Auch hier spürt man die unvorstellbare Weite und Abgeschiedenheit der Westfjorde, wo gerade einmal 0,8 Einwohner auf einem Quadratkilometer leben (Vergleich Deutschland: 226 Einwohner).
Von Súðavík entlang der Küste nach Drangsnes
Auch am nächsten Tag verstärkt sich dieser Eindruck noch einmal, denn unsere Route über die Straße 61 führt uns über 100 Kilometer durch ein fast menschenleere Landschaft. Auf einer Seite der Strecke schauen wir dabei über den wogenden Nordatlantik und auf der jeweils gegenüberliegenden Seite erheben sich markante Berge steil nach oben.
Ab und zu kann man in der Ferne einen Wal sehen oder auf den Steinen an der Küste die Robben beim Sonnenbad beobachten. An nahezu jeder Kurve halten wir an, um diese Kulisse auf uns wirken zu lassen und auf Bildern festzuhalten. Einen kurzen Aufenthalt sollte man ebenso an der Ausgrabungsstätte der kleinen Siedlung am Vatnsfjörður einplanen. Dort werden die Zeugnisse einer uralten Besiedelung durch die Wikinger freigelegt. Dazu kann man sich dort alte Bootshäuser als auch eine kleine, romantische Kirche anschauen.
Reykjanes – eine bekannte Ansiedlung an den Fjorden
Reykjanes ist die darauffolgende, nächste größere Ansiedlung auf dem Weg nach Drangsnes. Hier lohnt sich ein weiterer Halt, wenn man sich im „Saltverk“ Salz direkt vom Erzeuger kaufen möchte. Mit der Energie aus den vorhandenen Geothermalquellen wird hier hochwertiges Salz produziert und in verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Kauf angeboten. Wer Interesse hat, kann hier auch mehr über die Produktion erfahren und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Vor uns liegt ein letzter Pass, über den wir uns auf der Straße 61 bereits wieder der Nordküste Islands nähern. Wer im Sommer hier unterwegs ist und noch etwas Zeit hat, kann seinen Aufenthalt auf der nördlichsten Halbinsel der Westfjorde, Hornstrandir, verlängern. Im äußersten Norden liegt dort, in einer unberührten Natur, der Hornstrandir Nationalpark, den man auf mehrtägigen Wanderungen durchqueren kann. Außerhalb der Sommersaison sollte man diese unwirtliche Region allerdings nur mit einem erfahrenen Führer oder Ranger betreten.
Unsere fast letzte Station in den Westfjorden: Drangsnes
Wir haben lediglich noch einen Abstecher in den Ort Drangsnes geplant, der nicht zuletzt wegen seines Hotpots in der Kaimauer populär ist. Außerdem gibt es ein besonderen Phänomen in den Buchten und an den Stränden in dieser Region: Dort türmen sich Berge von Treibholz aus Sibirien. Die Stämme sind wahrscheinlich 5 bis 10 Jahre im Meer unterwegs, bevor sie an den Küsten von Strandir angespült werden. Früher war es ein wertvolles Gut für die Einwohner Islands, doch heutzutage wird es nur noch wenig genutzt.
Wir erreichen am frühen Abend den Campingplatz von Drangsnes, checken bei dem freundlichen Besitzer ein und machen uns dann auf den Weg, um den Ort zu erkunden und vielleicht ein kleines Bad im lokalen Hotpot zu nehmen. Der ist am Abend gut besucht und so verschieben wir das auf den nächsten Mögen, denn im Gegensatz zu den Tagestouristen, übernachten wir ja gleich um die Ecke und können morgen früh die Gelegenheit nutzen…
Tatsächlich sind wir am nächsten Morgen ganz alleine in dem unglaublichen Hotpot. Wir genießen diesen Start in den Tag fast eine Stunde lang, bevor es für uns weitergeht. Wir wollen bewusst noch einen kleinen Umweg, eine zusätzliche Runde auf den Straßen 645 und 643 fahren, bevor es zurück an die isländische Nordküste geht. Unser Ziel auf diesem Abstecher ist die historische, heilige Quelle Gvendarlaug.
Gvendarlaug – die wohl älteste Quelle Islands
Die heiße Quelle Gvendarlaug, unweit von Drangsnes, wurde vom Bischof Guðmundur Arason im Jahr 1237 geweiht. Die historische Quelle steht ebenso wie die daneben liegenden traditionellen Torfhäuser unter Denkmalschutz. Daher darf man in ihr nicht baden. Etwas unterhalb der ursprünglichen Quelle wurde in den 1940er Jahren ein Schwimmbad gebaut. Neben diesem sehr ansprechenden Schwimmbecken findet man einen weiteren Hotpot, der mit Natursteinen eingefasst ist und mit angenehmen 42°C Wassertemperatur zum Bad einlädt.
Natürlich können wir nicht widerstehen und “müssen” auch hier ein Bad nehmen. Vielleicht werden wir ja auf diese Weise offizielle Hotpot-Tester auf Island… Nach unserem zweiten Bad an diesem Vormittag sind wir zwar irgendwie etwas müde. Dennoch kann uns nichts aufhalten, denn vor uns liegt eine offensichtlich imposante Strecke am Meer entlang, bevor wir dann irgendwann wieder die Ringstraße 1 erreichen. Auf dieser werden wir unsere Island-Umrundung an der Nordküste fortsetzen. Mehr dazu im nächsten Teil unserer Beitragsreihe über diese spannende und unvergessliche Reise, auf der wir euch vom Hvitserkur bis zum Myvatn in Nordisland mitnehmen… 🙂
Moin aus Flensburg,
schöne Seite, gute Berichte und erstklassige Fotos!
Will ab Mitte Mai 2021 vier Wochen um die Westfjorde paddeln. Dazu eine Frage: Kann man sich mehr oder weniger darauf verlassen, über die Ringstraße und Straße Nr. 60 zum südlichen Teil der Westfjorde zu kommen? Mir geht es um die Straßenzustände im worst case Fall.
Danke im Voraus für Eure Antwort und beste Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
vielen Dank für deinen netten und ausführlichen Kommentar sowie die darin enthaltenen Fragen. Zugleich ein großes “Sorry” für die etwas verspätete Antwort, da wir in den letzten Tagen echt mit der veränderten Reiseplanung unserer NORDLAND TOUR 2020 sowie dem Versand unserer Wandkalender 2021 zu tun hatten… Nun aber – endlich – zu deiner Frage:
Wir waren selbst zu dieser Zeit unterwegs und sind ohne jegliche Probleme oder Einschränkungen über die Ringstraße 1 und die Straße 60 an die Westfjorde gekommen. Natürlich kann es gerade in Island zu jeder Zeit extreme Situationen und / oder Wetterbedingungen geben. Aber selbst unter diesen Umständen erscheint uns diese Route recht sicher und unkompliziert, da sie recht nah und etwa geschützt in der Nähe vom Meer entlangführt, wo es in der Regel oft etwas milder als im Hinterland. Die Bergketten schützen die Straße 60 zudem vor den extrem Wetterlagen mit den eisigen Stürmen aus dem Norden. Insofern solltest du gute Karten haben… 🙂
Wir hoffen, dass wir dir damit etwas helfen konnten und senden liebe Grüße,
Conny und Sirko