Geschichte(n)

Sage von Helgeland – Legende der Helgelandskysten in Norwegen

Titelbild Sage Helgeland Helgelandskysten Norwegen

Die uralten Sagen des Nordens spiegeln nicht nur die rauen und mythisch schönen Landschaften wider, sondern auch das Wesen der Menschen, die sich in dieser Umgebung behaupten mussten. Zugleich sollten die oft unheimlichen Erzählungen von Göttern, Kriegern, Trollen, Elfen und Riesen dabei helfen, scheinbar übernatürliche Phänomene oder die mitunter bizarren Schöpfungen der Natur zu erklären. Und so erzählten sich die Menschen gerade in den langen Winternächten, besonders wenn die magisch grünen Nordlichter am Firmament schwebten, bei alltäglichen und feierlichen Anlässen im Dorf die schaurig schönen Sagas – so wie die uralte Sage von Helgeland.

Hålogaland – Reich der Wikinger

In der frühen Wikingerzeit, noch vor der Herrschaft von Harald Schönhaar, gab es dort, im Norden Norwegens, das stolze Königreich Hålogaland. Die südliche Grenze des nordischen Königreiches Hålogaland verlief am Fluss Namsen, der dem Namsdalen im Norden Trøndelags seinen Namen gab. Im Norden erstreckte sich dieses Reich entlang der Küste bis zum Lyngenfjord in der Region um Tromsø.

Die nördliche Grenze zur Finnmark (nordisch Finnmork – „Land der Sami“) verschob sich im Laufe der Zeit immer weiter nach Norden. Der Kabeljau- und Heringsfang, die Robben- und Walfischjagd sowie das Sammeln von Eiern und Daunen machten die Bewohner des Königreiches zu einem wohlhabenden und mächtigen Volk.

Historische Aufnahme Sieben Schwestern Helgelandskysten Norwegen
Historische Aufnahme Sieben Schwestern Helgelandskysten Norwegen

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Ab dem 12. Jahrhundert, im Zuge der Christianisierung und der damit verbundenen Verschiebung der Machtverhältnisse, wurde das einst stolze Königreich zu einem Teil Norwegens, dessen Grenzen sich immer weiter nach Nordosten verschoben. Norwegen wurde in verschiedene Bezirke unterteilt, deren Grenzen sich durch geografische Gegebenheiten, frühere Königreiche und historische Entwicklungen ergaben.

Auf dem früheren Gebiet von Hålogaland entstanden so die zusammenhängenden Regionen Vesterålen, Lofoten, Ofoten, Salten, Helgeland sowie das nördliche Trøndelag. Die Zugehörigkeit zu diesen historisch verankerten Regionen prägt bis heute die Identität der Nordnorweger, sei es durch das Tragen der jeweiligen Trachten, die Verwendung von Dialekten oder andere kulturelle Gemeinsamkeiten.

So wurde auch die faszinierende Sage von Helgeland überliefert, die anschaulich offenbart, wie die mythisch schönen und surreal geformten Bergmassive wohl entstanden sein könnten …

Die Sage von Helgeland

Titelbild Illustration Helgelandsaga

In der alten Legende von Hålogaland gibt es eine Erzählung von zwei mächtigen Männern, die sich über den Vestfjord hinweg beobachteten. Auf der einen Seite des Fjords, im Osten der Insel Vågøy, thronte die imposante Gestalt des mächtigen Vågakallen auf einem hohen Stuhl, 3000 Fuß über dem Meeresspiegel. Von dort aus hatte er einen majestätischen Blick über sein Reich, das sich über die gesamten Lofoten erstreckte – von den eindrucksvollen Berggipfeln des Raftsundets im Norden bis zu den verstreuten Schären bei Skomvær und Røst.

Dem gegenüber, auf der anderen Seite des Fjords, stand sein Widersacher – der König von Sulitjelma, ebenfalls ein älterer Mann von imposanter Statur und großer Macht. Trotz ihrer gegenseitigen Blicke über den weiten Vestfjord waren sie keine Freunde. Ihre Rivalität wurzelte in dem Wunsch, jeweils der größere Herrscher zu sein. Die Ansichten und Lebensweisen Beider waren so verschieden, wie die eines Seemanns und eines Bergbewohners nur sein können.

Kampf um Macht und Reichtum

Aber der Sulitjelmakönig, der noch weiter an der Landesgrenze saß, wollte nicht im Schatten Vågakallens stehen, und blickte hingegen über seine Ländereien, die Wildnis mit ursprünglichen Wäldern und unzähligen Seen. Manchmal lachte er dann leise in seinen Bart, wissend von dem reichen Kupfererz-Vorkommen, das verborgen unter seinem Thron lag. Ein Schatz, von dem niemand sonst wusste. In einem Punkt stimmten die beiden alten Rivalen jedoch überein: Die Jugend war nicht mehr zu lenken.

Wikingerschiffe vor der Helgelandskysten - Sage Helgeland Legende

Vågakallen hatte einen einzigen Sohn, Hestmannen, doch dieser war ein wahrer Unruhestifter. Nun hatte er auch noch das väterliche Haus verlassen um sich in den Bergen von Svolvær niederzulassen. Der alte Vågakallen konnte ihn jetzt nicht mehr kontrollieren. Hestmannen war zu einem eigenständigen und unberechenbaren Mann herangewachsen, dem man besser nicht zu nahe kam.

Der König von Sulitjelma hatte indessen mit seinen sieben Töchtern alle Hände voll zu tun, denn sie waren ausgesprochen widerspenstig. Er sah keine andere Lösung, als sie unter die Aufsicht der ehrenhaften Jungfrau Lekamøya auf Landego zu stellen.

Nacht der Entscheidung vor der Helgelandskysten

Von Svolvær aus kann man nach Landego sehen und so geschah es in einer hellen Nacht im Mai, dass Hestmannen Lekamøya entdeckte. Sie nahm gerade ein Bad im Mondlicht, umgeben von der stillen Pracht der Nacht. 

Legende Sage Helgeland Helgelandskysten Illustration mit einem dramatischen Bild

Sofort entflammte eine wilde Leidenschaft in ihm. Die fünfzehn Meilen über den Vestfjord hinweg waren für ihn keine Herausforderung. In voller Rüstung, mit einem wehenden Helmbusch und seinem Mantel über die starken Schultern geworfen, jagte er auf seinem Pferd in einem rasanten Mitternachtsritt nach Süden. Das Meeresleuchten flammte wie Funken um die Hufe des Pferdes. 

Ein wildes Feuer loderte in Hestmannens Augen. In ihrer Verzweiflung rief Lekamøya eilig die sieben Schwestern aus Sulitjelma zusammen. Gemeinsam flohen sie, getrieben von Angst versuchten sie dem drohenden Unheil zu entkommen. 

Wilde Jagd vor der Küste

Während der Flucht diskutierten die Königstöchter miteinander, was für ein närrisches Unterfangen es war, vor dem besessenen Hestmannen zu fliehen. Es war nicht die geeignete Nacht, um ein Abenteuer zu erleben. Also warfen sie ihre Mäntel über die Insel Dønna, wo sie noch heute hängen, um sich anschließend auf der Insel Alsta von Sandnes bis fast nach Alstadhaug in einer Reihe aufzustellen: Zuerst die jüngste und schlankste Bottenkrona, gefolgt von Gryta, danach Skjæringen sowie die unzertrennlichen Zwillinge, dann Kvetind und zuletzt die korpulente älteste Breitind.

Sage Helgeland: Hestmannen jagt die Jungfrauen

Aber die Schwestern hätte sich die Mühe sparen können. Hestmannen beachtete sie nicht einmal, denn seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich Lekamøya. Als er bemerkte, dass sie an Vorsprung gewann, spannte er entschlossen seinen Bogen und schoss einen Pfeil in ihre Richtung.

Doch die Szene blieb nicht unbemerkt: Der König der Sømnafjellene bei Brønnøysund beobachtete amüsant die Jagd und griff schließlich ein. Er warf seinen Hut in die Flugbahn des Pfeils, um Lekamøya zu retten. Der Pfeil durchbohrte den Hut, änderte aber zum Glück seine Flugrichtung und landete weit draußen auf einem Riff. Der Hut selbst fiel auf Torget, eine Insel nahe Brønnøysund.

Lekamøya gelang es gerade noch, sich auf die Insel Leka hinter die Berge zu retten. 

Lekamøya Jungfrau aus der Helgeland Sage

Mit dem Sonnenaufgang wird alles zu Stein

Der Lärm der nächtlichen Jagd erreichte auch die Ohren des Sulitjelmakönigs. Getrieben von Neugier, stieg er hinab bis zum Saltstraumen, um nach dem Rechten zu sehen. Doch gerade in diesem Moment erstrahlte die Morgensonne am Horizont, und die Trolle wurden zu Stein – sie alle hatten die kurzen Nächte im nördlichen Norwegen am Rande des Frühlings vergessen.

Noch heute stehen sie versteinert da und erzählen die Geschichte jener Nacht: Lekamøya als einzigartige Felsformation auf Leka; der Berg Torghatten auf der Insel Torget mit dem Loch, das der Pfeil hinterließ; die sieben wilden Schwestern auf Alsta, auf ewig vereint. Der Berggipfel Hestmannen als imposante Gestalt bei Kvarøy, während der Sulitjelmakönig zwischen Straumen und Beiarn verharrt. Seine Krone ragt zwischen den Børvasstindene empor und ist sogar von Bodø aus sichtbar.

Die Sieben Schwestern erstarren zu Stein in der Sage von Helgeland

Und Vågakallen? Er thront weiterhin auf seinem 3000 Fuß hohen Stuhl über Henningsvær, als stummer Wächter über seine faszinierende Inselwelt der Lofoten.

Willkommen an der Helgelandskysten

Die übernatürlich schöne Landschaft der Region Helgeland und insbesondere der Helgelandskysten lässt sich auf vielfältige Weise entdecken und zum Beispiel perfekt in die Anreise auf die Lofoten integrieren. Eine Fahrt auf der faszinierenden Küstenstraße Kystriksveien (Fv17) gehört ohnehin zu den unvergesslichen Erlebnissen während einer Reise durch Norwegen. Entlang dieser Route bieten sich einige imposante Wanderungen an der Helgelandskysten an, um die teils bizarren Felsformationen oder Berge zu erkunden.

Grotten auf der Insel Tomma

Bildnachweis: Titelbild © Severin Worm-Petersen (Norsk Teknisk Museum) unter Lizenz CC-BY / Illustrationen der Sage erstellt mithilfe von KI-Tools.

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