Eine der populärsten Wanderungen in Fjordnorwegen: 860 Meter erhebt sich der Hornelen aus dem Meer
“Dort wollen wir hoch…?” ist die naheliegende Frage, wenn man sich auf der Straße dem Ausgangspunkt der Wanderung auf den Hornelen nähert. Reist man dazu vom norwegischen Festland auf die Insel Bremangerlandet, wo der Hornelen den höchsten Punkt markiert, wird man von dem Blick zu der gewaltigen und fast furchteinflössenden Felsenspitze förmlich paralysiert. Wie ein Inbegriff der Erhabenheit ragt dieser schroffe Berg steil aus dem Meer – 860 Meter an seiner höchsten Stelle. Das stellt sogar den weltweit populären Preikestolen in den Schatten… Die Tour auf den Preikestolen im Sonnenuntergang haben wir in diesem eigenen Beitrag beschrieben.
In unserer Wanderempfehlung nehmen wir euch nun aber mit auf die Gipfeltour hinauf zum Hornelen – eine extrem anspruchsvolle aber zugleich unglaublich schöne Wanderung. Nicht gefährlich aber dennoch extrem kräftezehrend ist sie eine perfekte Herausforderung für alle, die eines der schönsten Panoramen an der norwegischen Küste genießen wollen und sich diese Tour zutrauen. Die Wanderung auf den Hornelen ist in Norwegen so populär, dass sie auch regelmäßig in fast allen Übersichten der zehn schönsten Gipfeltouren auftaucht.
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Anfahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Hornelen
Der Hornelen ist der höchste Berg auf der Insel Bremangerlandet. Diese erreicht man entweder über die Straße FV 616 und diverse Brücken sowie Tunnel oder über die Fähre von der benachbarten Insel Vågsøy. Die Fähre verkehrt vom Fähranleger in Måløy nach Oldeide (Bremangerlandet) und akzeptiert übrigens die Ferjekort / Fergekort, mit der ihr bei der Überfahrt 50 % sparen könnt. Von der Straße FV 616 aus biegt man auf die FV 575 ab, die durch den Tunnel “Berleporten” das Bergmassiv des Hornelen in Richtung Berle durchquert. Nach dem Tunnel nehmt ihr die erste Ausfahrt nach links. Dort sollte bereits ein Schild “Hornelen” die weitere Strecke weisen. Man folgt der schmalen Straße auf der linken Uferseite des kleinen Fjordes, passiert einen weiteren, kurzen Tunnel und fährt bis zum Parkplatz, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es zwei verschiedene Strecken zum Gipfel des Hornelen gibt. Ein weitere Wanderstrecke auf den Gipfel beginnt in Hunskår. Diese Route ist zwar kürzer aber offensichtlich deutlich steiler und auf einigen Passagen sehr abschüssig. Daher haben wir uns für die offensichtlich mehr genutzte Route von Berleneset entschieden, die wir euch nachfolgend vorstellen. Wenn ihr Interesse habt, eventuell die andere Strecke zu nutzen oder aus beiden Varianten eine Rundtour zu machen, haben wir euch diese Wanderung auf der norwegischen Webseite ut.no zumindest hier verlinkt.
Der erste Teil der Wanderung zum Hornelen: Aufstieg von Berleneset
Die Wanderung auf den Hornelen beginnt relativ unspektakulär in leichtem Gelände auf einem gut markierten Weg. Man folgt vom Parkplatz der Ausschilderung und folgt zunächst der erkennbaren Route auf einem kleinen Bergsattel stetig bergan. Die bekannten Markierungen mit dem roten “T” auf kleinen Pyramiden oder an Steinen sorgen dafür, dass man das Ziel nicht verfehlen kann. Mit jedem Schritt entfernt man sich weiter von Berleneset. Es lohnt sich bereits hier, immer mal wieder innezuhalten und sich umzudrehen, um dieses Panorama zu genießen.
Zum Ende dieser Etappe mit dem ersten Anstieg, wird es noch einmal etwas steiler und steiniger. Dennoch muss man hier als auch auf der gesamten Wegstrecke nicht klettern und keine offensichtlich gefährlichen Passagen überwinden. Der Weg biegt hier deutlich nach rechts, in Richtung des Meeresarmes Frøysjøen ab. Kurz vor dem Abhang windet er sich wieder nach links und folgt nun dem Steilhang oberhalb des Meeres.
Das längste Wegstück beim Aufstieg zum Hornelen
Vor uns liegt nun eine ziemlich lange Wegstrecke auf teilweise steinigen und ausgetretenen Abschnitten. Die Wanderung auf den Hornelen ist deshalb auch nicht zu unterschätzen und offiziell als “Schwierige Tour” eingestuft. Obwohl es keine besonderen Herausforderungen, Gefahren, Kletterpartien oder ähnliches auf dieser Route gibt, darf man die Herausforderung für die Kondition und drohende Wetterumschwünge nicht unterschätzen.
Etwa vier Kilometer nach dem Beginn der Wanderung ist ein Steinfeld zu überwinden, auf dem man von Stein zu Stein kraxelt oder springt. Der Weg ist hier abwechslungsreich und bietet zudem immer wieder einen herrlichen Ausblick hinüber zum Festland. Unter uns fahren Schiffe und Segelboot durch den Meeresarm, die aus dieser Höhe, die wir inzwischen erreicht haben, wie kleine Modelle wirken.
Auf diese Weise erreicht man nach geraumer Zeit eine Art Hochtal, welches sich auf der linken Seite öffnet. Der Weg biegt an dieser Stelle nach links in das Tal ab und es empfiehlt sich, hier genau den Markierungen mit dem roten “T” oder einigen roten Punkten zu folgen.
Die letzte Etappe auf der Wanderung zum Hornelen – kurz vor dem Ziel
Wir folgen den Markierungen durch das steinige Hochtal und sind guter Dinge, denn das Ziel ist in der Ferne zumindest zu erahnen. Gut drei Viertel der Strecke liegen nun hinter uns und offensichtlich werden wir den Hornelen bei bestem Wetter erreichen. Auf diese Weise nähern wir uns einigen Schneefeldern sowie dem letzten Anstieg, der uns noch vom Hochplateau als auch dem Gipfel des Hornelen trennt.
Hier treffen sich übrigens auch die beiden Wege – unsere gewählte Route aus Berleneset als auch die eingangs erwähnte alternative Strecke von Hunskår. Vor uns liegen nun etwa 500 Meter Wegstrecke über einen Felskamm und somit der letzte Aufstieg. Dabei sind auch die alten Schneefelder zu passieren, bevor wir endlich den Gipfel des Hornelen in greifbarer Nähe erkennen. Natürlich steigt die Stimmung auf den letzten Metern und die ersten spürbaren Konditionsprobleme sind wie weggeblasen….
Geschafft – auf dem Gipfel des Hornelen
Wow!! Wir haben es geschafft und stehen hier oben, 860 Meter über dem Meer. Belohnt mit einem unbeschreiblichen Blick über die umliegende Landschaft, genießen wir diesen Augenblick wie kleine Kinder das Weihnachtsfest. Stolz und dankbar halten wir inne und spüren zugleich, dass wir uns nun auch erst einmal etwas Ruhe gönnen sollten. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz zwischen den wuchtigen Steinen auf dem Gipfelplateau, trinken warmen Kaffee aus unserer Thermosflasche und genießen unser “Matpakke” (typisches norwegisches Proviantpaket)….
Um diesen Punkt vorwegzunehmen: Seid auf dem Plateau des Hornelen in jedem Fall vorsichtig. Es gibt einige tiefe und gefährliche Risse sowie Felsspalten und natürlich an vielen Stellen ungesicherte Abgründe. Also VORSICHT!!!
Auf dem Gipfel des Hornelen findet ihr auch eine urige, kleine Steinhütte namens “Olavsbu”…. Dort kann man sich vor plötzlichen Unwettern oder Wetterumschwüngen schützen. Natürlich findet ihr dort auch das obligatorische Gipfelbuch, um euch darin zu verewigen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch eine Besonderheit auf dem Hornelen: In der kleinen Hütten liegt seit vielen Jahren auch eine Norwegische Nationalflagge, die von den “Bezwingern” gern für markante Gipfelbilder verwendet wird. Wer in Norwegen als Wanderer etwas auf sich hält, hat ein Selfie oder eben ein Bild vom Gipfel des Hornelen mit dieser Norwegischen Flagge. Wir jetzt übrigens auch – wie das Titelbild dieses Beitrages zeigt…
Minigalerie “Wanderung auf den Hornelen – am Ziel angekommen”
Wir können uns von dieser grandiosen Aussicht kaum trennen: Das Panorama reicht von Vågsøy, über Bremangerlandet bis hinein in den Nordfjord. Unglaublich.
Dennoch müssen wir uns bald von diesem Ausblick trennen, denn vor uns liegen noch einige Stunden für den Rückweg. Man hat hier im Sommer zwar recht lange Tageslicht, aber wir wollen es auf keinen Fall riskieren, diese Strecke nur im Licht der Stirnlampen zurückzugehen. Also machen wir uns nach etwa einer Stunde auf dem Hornelen wieder auf den Rückweg.
Der Rückweg vom Hornelen
Wir folgen dem gleichen Weg, den wir für den Aufstieg zum Hornelen genutzt haben. Das Licht wird inzwischen bereist wärmer und beginnt, die Landschaft in herrlichen goldene Farben leuchten zu lassen.
Die Strecke ist uns inzwischen bekannt und so geht es nun nur noch darum, die Kräfte einzuteilen und im ausgeglichenen Tempo in Richtung Berleneset zu gehen. Nachdem wir das Hochtal verlassen haben und nun dem Weg nach rechts abbiegend folgen, bietet sich abermals der unglaubliche Blick über den unter uns liegenden Meeresarm hinüber zum norwegischen Festland:
Auch wenn wir inzwischen jeden bekannten und unbekannten Muskel spüren, genießen wir selbst diesen Teil der Wanderung zum Hornelen. Das Wetter und das Licht sind einfach perfekt. So erreichen wir nach einem erlebnisreichen Tag im Abendlicht den Ausgangspunkt unserer Tour, der inzwischen bereits im Schatten der benachbarten Berge liegt. Müde und erschöpft aber überglücklich kommen wir wieder an unserem Kastenwagen an – bereit für die nächsten Abenteuer und Wanderungen in der Region Bremanger. Die nächste Tour wartet dort bereits auf uns: Eine Gipfeltour auf den Veten in Bremanger – die wir euch im verlinkten Beitrag ebenfalls im Details beschreiben.
Alle Fakten / Details: Wanderung zum Hornelen in Bremanger (Norwegen)
- Strecke: 15,6 Kilometer vom Ausgangspunkt der Wanderung zum Ziel und zum Ausgangspunkt zurück
- Höhenmeter: 860 Meter Anstieg und 860 Meter Abstieg – Meereshöhe am Ausgangspunkt der Tour zum Gipfel und zurück
- Zeit: 5 – 6 Stunden für die komplette Wegstrecke + Pausen (wobei wir länger gebraucht haben….)
- Beste Zeit für diese Tour: März – Oktober (Eine gute Ausrüstung sowie das Mitführen von Schutzkleidung und ausreichendem Proviant ist auf dieser Strecke aber verpflichtend)
- Schwierigkeitsgrad dieser Tour: Offizielle Einstufung durch den Norwegischen Wanderverband DNT “Krevende” bzw. Farbe “Rot” (alle Kriterien und Details dies Einstufung findet ihr in unserem Beitrag mit allen Informationen über Wanderungen in Norwegen) – wobei die Strecke nur durch ihre Länge und Wegebeschaffenheit anspruchsvoll ist. Insofern können Familien mit wanderfreudigen und erfahrenen, älteren Kindern diese Tour durchaus gehen.
- Wanderstöcke sind nicht unbedingt notwendig, aber gerade für den Abstieg auf dem Rückweg nach Berleneset von Vorteil.
- Du findest den Ausgangspunkt der Wanderung an einem kleinen Parkplatz direkt neben der engen Straße, kurz vor deren Ende mit den folgenden Koordinaten, die wir für dich zu Google Maps verlinkt haben: 61.832946, 5.138971
- Übernachtet haben wir vor und nach dieser Tour auf dem nicht weit entfernten und gut geführten kommunalen Stellplatz Iglandsvik Marina, über den wir auch in unserem Erlebnisbericht über die Rundreise entlang der norwegischen Westküste berichten.
Literaturtipps für deine Reise nach Norwegen
Equipment für die perfekte Wanderung
- Die passende Wanderausrüstung gibt es bei: GLOBETROTTER | BERGZEIT
Hej, beim “surfen” heute euren tollen Blog entdeckt. Gratulation! Da steckt viel Liebe und Erfahrung drin….
Bin zwar auch Norge Erfahrener (Sohn lebt schon viele Jahre in Florö) aber die aktuellen Infos über Maut u.ä.
sind schon toll und informativ. Das wird sicherlich vielen Skandinavienfans ebenfalls freuen und für viele Reisende
sicherlich auch wichtig sein.
Für uns geht es in wenigen Wochen endlich auch wieder “hoch” – hoffentlich zickt Corona nicht vorher 🙂
Har deg bra
Bernd
Hei Bernd,
wir danken dir sehr für deine netten Zeilen und das schöne Feedback zu unserem Blog. Kommentare und Feedbacks in dieser Form sind immer wieder der schönste Lohn für unsere Arbeit an unserem “Baby” 🙂
Aktuell sind wir bereist auf dem indirekten Weg nach Norwegen und haben uns entschieden, aufgrund der Hochsaison sowie der offensichtlichen Welle an deutschen Touristen, lieber antizyklisch zu fahren. Daher sind wir gestern in Finnland angekommen, werden hier in Ruhe bis in den Norden fahren und erst ab etwa Mitte August dann aus nördlicher Richtung Norwegen durchqueren.
Wir drücken dir / euch in jedem Fall die Daumen, dass ihr ebenfalls bald und wohlbehalten in den Norden kommt und vor allen auch euren Sohn wieder seht. God tur und alles Gute für euch – vielleicht sieht / trifft man sich ja mal zufällig in Norwegen.
Liebe Grüße und nochmals “Tusen, tusen takk”,
Conny und Sirko